Scrapbooking – zu Besuch bei Nat Kalbach

Scrapbooking – noch nie gehört? Wir auch nicht und deshalb sind wir heute zu Besuch bei Nathalie Kalbach von nathaliesstudio. Die Künstlerin beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem DIY-Trend aus den USA. Was Scrapbooking genau ist, erklärt sie in unserem Interview.

 

Hallo Nathalie, schön, dass du dir die Zeit genommen hast für ein Interview. Zunächst einmal die große Frage: Was ist Scrapbooking und was macht es so besonders?

Scrapbooking ist eine Kunstart, bei der man verschiedenste Materialien zum Erstellen einer Collage verwendet. Man spricht hierbei auch von „Mixed Media“.
Ich nehme zum Beispiel Mullbinden, Sprühfarbe, Stempel, Schablonen und verschiedene Papierarten –also ganz unterschiedliche Materialien-, mit denen ich wild experimentiere und die ich dann auf Foto-Collagen anbringe. Das erzeugt einen 3D-Effekt. Durch mehr Tiefe wirken die Collagen plastischer und dadurch gleichzeitig interessanter für das Auge. Mir gefällt es einfach Fotos ins rechte Licht zu rücken und mit verschiedenen Mustern und Haptiken zu verschönern und so andere Sichtweisen auf den Moment auf dem Foto zu erzeugen.

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Warum arbeitest du gerne mit Fotos und was bedeuten dir Fotos?

Fotos faszinieren mich. Sie zeigen Ausschnitte aus dem Leben und halten den Moment fest. Ich verwende teilweise private Fotos, aber auch Fotos vom Flohmarkt. Bei den privaten Fotos ist für den Betrachter nicht immer erschließbar, was mir dieses bedeutet und welche Empfindungen ich beim Betrachten habe. Während der Verarbeitung fühlt es sich so an, als ob ich den Augenblick, in dem das Foto geschossen wurde, noch einmal erlebe.

Die Fotos vom Flohmarkt empfinde ich als sehr spannend, da man nicht weiß, um wen es sich darauf handelt und was die Hintergründe waren. Insbesondere Fotos von der Jahrhundertwende bis in die dreißiger Jahre haben es mir angetan.

Zusammen mit anderen Bloggern habe ich daher das Projekt ,TheWhatevers‘ gestartet. Wir nehmen alte Fotos, posten sie auf Blogs und die Leser können sie runterladen, in eine Collage einbetten und sich eine Geschichte dazu ausdenken. Dadurch steht man interaktiv im Kontakt mit seinen Followern.

Wie entsteht ein neues Werk bei dir? Gibt es eine bestimmte Reihenfolge, nach der du vorgehst?

Die Herangehensweise ist unterschiedlich. Mal entdecke ich ein Foto, das mich inspiriert und ich kreiere eine passende Collage, oder ich entwerfe erst den Hintergrund und füge dann ein Bild hinzu. Während des Schaffungsprozesses kommt die Inspiration von ganz alleine.

Wie bist du zu deiner künstlerischen Tätigkeit gekommen?

Ich habe Jura studiert und gar nicht daran gedacht eines Tages im kreativen Bereich tätig zu werden. Auch in der Schule war ich kein herausragender Schüler im Fach Kunst. Die Leidenschaft für Fotos bestand allerdings schon immer.

Was war dann der Auslöser?

Meine Hochzeit. 2003 habe ich geheiratet und wusste danach nicht so recht, was ich mit all den schönen Fotos machen sollte. Da mein Mann ursprünglich aus Amerika stammt, kannte er das Scrapbooking bereits und gab mir somit den entscheidenden Tipp.

Dein Wissen gibst du in deinen Workshops an andere Interessierte weiter, wie läuft so ein Workshop bei dir ab?

Ein ganz normaler Workshop beginnt bei mir mit der Vorbereitung. Ich stelle jedem Teilnehmer ein Paket aus ein paar Utensilien zusammen. Dann führe ich verschiedene Varianten zur Erstellung einer Collage vor, und danach sind die Teilnehmer gefragt. Sie sollen ihre Ideen ausleben. Deshalb lege ich auch besonderen Wert darauf, dass die Teilnehmer ihre eigenen Farben verwenden um somit ihre Persönlichkeit mit einbringen. Einige kopieren einfach meine Collage und andere lassen ihrer Kreativität freien Lauf. Mir geht es darum, dass die Leute die Techniken lernen, um später persönliche Werke zu erschaffen. Es geht nicht um Perfektion sondern um den Spaß und die Freude am Schaffungsprozess.

Keiner muss bereits am Anfang wissen, wie das Werk am Ende aussehen soll. Ich möchte bei den Teilnehmern die Angst vor der leeren Leinwand abbauen und zur Kreativität antreiben. Letzten Endes ist es nur eine Leinwand aus Papier und es gibt nichts zu verlieren. Wer Spaß an der Arbeit hat und sich dabei gut fühlt, macht alles richtig. Dem Alter sind dabei keine Grenzen gesetzt – vom Teenager bis zum 90 Jährigen –  ist querbeet alles dabei. Egal ob Akademiker oder Hausfrau, es geht darum Zeit für sich zu nutzen. Der finanzielle Hintergrund spielt dabei keine Rolle, da das Hobby für jeden erschwinglich ist.

Wo bist du schon überall gewesen mit deinen Workshops?

Ich habe bereits auf der ganzen Welt viele verschiedene Workshops moderiert. Angefangen in Israel, Australien, Norwegen, Schweden über Italien und Griechenland bis hin zu Kanada. Dabei lernt man Land und Leute sehr intensiv kennen. Vor zwei Jahren war ich in Israel für vier Tage und wurde sehr herzlich aufgenommen. Man lud mich sogar zu einem Sabbat-Essen ein, was ein ganz besonderes Erlebnis für mich war.

Vielen Dank Nathalie, dass du uns einen Einblick in deinen Arbeit gegeben hast und viel Erfolg weiterhin!

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